Menschen bei uns
Mit Sport gegen Rheuma
, von Imke Kuhlmann
Reinbek – 2024 will Verena Godersky beim Ironman 70.3 (Mitteldistanz) starten: 1,9 km schwimmen, 90 km Fahrrad fahren, 21 km laufen. Im Juli dieses Jahres nimmt sie am Hamburg Wasser Triathlon teil: 1,5 km schwimmen, 40 km Fahrrad fahren und 10 km laufen. Es ist das zweite Mal, dass sie dabei ist. Während sie im letzten Jahr die kurze Distanz wählte, startet sie diesmal über die sogenannte »Olympische Distanz«. Die Strecken werden immer länger.
Die 42-jährige Reinbekerin ist Rheumatikerin. Noch vor Jahren rieten ihr die Ärzte davon ab, extremeren Sport zu betreiben. Bis sie in Reinbek auf eine Ärztin traf, die ein anderes Konzept verfolgt. »Dr. Verena Holthaus setzt auf Bewegung und vor allem die richtige Ernährung«, so Verena Godersky. Sie folgte diesem Weg, der auch für sie der Weg gegen ihr Rheuma geworden ist.
Schon als Kind war sie begeisterte Sportlerin. Ballett, Tennis, Reiten, aber auch Eishockey gehörten zu ihren Lieblingssportarten. Godersky wuchs im nordrhein-westfälischen Hennef auf. Ihr Studium zur Kunsthistorikerin führte sie nach Hamburg, Trier und sogar Ecuador. Im Alter von 25 Jahren wurde bei ihr Rheuma diagnostiziert. Es schien, als könne sie ihre sportlichen Aktivitäten damit an den Nagel hängen. Bereits ihre Mutter und Großmutter waren von der Krankheit geplagt. »Rheuma ist keine Krankheit alter Menschen«, sagt sie. Doch viele Menschen verbinden Rheuma damit. Verena Godersky weiß es aus eigener Erfahrung.
»Das Rheuma breitete sich bei mir auf die Hände und die Füße aus«, berichtet sie. Bewegungseinschränkungen waren die Konsequenz. Schmerzmittel linderten anfangs die Beschwerden, doch halfen sie ihr nicht im Alltag. 2016 kam sie als Beauftragte für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in die Gemeinde Barsbüttel. Ein Rheumatologe empfahl ihr ein bekanntes Medikament, das auch in der Krebstherapie eingesetzt wird, und den Alltag erleichtern sollte. Doch dieses Mittel hatte starke Konsequenzen: keine Schwangerschaft, möglichst nicht weit reisen und gegebenenfalls Leistungseinschränkungen. Für Verena Godersky war dies eine bittere Pille, die sie nicht schlucken wollte. Sie ging fünf Jahre lang nicht mehr zum Arzt und nahm Kortison. Godersky reiste, machte Sport und wurde Mutter eines kleinen Sohnes, der gerade drei Jahre alt wurde.
2021 wurden die Schmerzen unerträglich und sie stieß auf Verena Holthaus. »Lassen Sie uns es erstmal mit der Ernährung beginnen«, sagte die Medizinerin. Für Godersky kein schwieriges Unterfangen, denn seit ihrem 14. Lebensjahr ist sie Vegetarierin. Doch ebenso schlechte Kohlehydrate und raffinierter Zucker sind für Rheumatiker schädlich. Sie stellte ihre Ernährung um: Keine Milch, kein Alkohol, kein Fleisch, dafür Kurkuma, Ingwer, Curry und Zimt. Und sie begann, verstärkt Sport zu treiben. Tennis, Schwimmen und Laufen machten ihr Spaß. Godersky gewann ihre Leidenschaft für die Bewegung zurück und der Körper dankte es ihr. Inzwischen kann sie sich den Sport aus ihrem Leben nicht mehr wegdenken. Dafür steht sie gern morgens um fünf Uhr auf. »Das ist auch Me-Time«, sagt sie. Zeit für sich ganz allein. Inzwischen sei der Sport für sie reine Freude, aber sie betreibe den Sport auch, damit ihr Körper funktioniere. Der Wettkampfgeist sei in der Zeit gewachsen. So sehr, dass sie die Ziele immer höher setzte. Ihr Vorbild sei der Rheumatiker Christoph Selbach, der bereits über die Langdistanz an Ironman-Wettkämpfen teilnahm. 2024 will sie nun in Polen oder Schweden an den Start gehen. Wichtig ist ihr, dass ihre Familie dabei sein kann.
»Die schlimmste Frage für mich ist, ob ich sportsüchtig bin«. Das ist sie nicht. Aus der Therapie gegen Rheuma wurde eine Leidenschaft. Wenn die Schmerzen zu groß werden, muss Godersky dennoch zu Schmerzmitteln greifen und eine Sportpause einlegen. Doch unterm Strich ist sie glücklich, dass sie durch den Sport die Krankheit so weit im Griff hat. Sie reist, ist glückliche Mutter und möchte vor allem andere motivieren, der Krankheit durch Bewegung Paroli zu bieten. »Ich möchte anderen zeigen, dass Bewegung der richtige Weg gegen Rheuma ist. Ich möchte aufzeigen, dass bereits kleine Veränderungen im Alltag zu einem schmerzfreieren Leben beitragen können«, sagt sie. Sogar bei einem bekannten Triathlon-Podcast hat sie über ihren Weg als Rheumatikerin zum Triathlon berichtet. Dabei hilft ihr auch das Fachwissen als medizinische Trainerin mit A-Lizenz und als Gesundheits- und Mentalcoach.
Sie hat sich über die Zeit viel Fachwissen angeeignet. Das möchte sie teilen. Dazu hat sie einen Instagram-Kanal (veri_happy_in_motion) auf den Weg gebracht, über den sie immer wieder berichtet. »Die Psyche ist ebenfalls ein wichtiger Baustein zur Bekämpfung von Krankheiten« sagt sie. Wöchentlich geht sie schwimmen, spielt Tennis, trainiert für die Wettkämpfe. Doch eines weiß die berufstätige Mutter eines Kleinkinds auch: »Das funktioniert alles nur, weil mein Lebensgefährte mir immer wieder den Rücken freihält.« Und dafür ist sie ihm dankbar. Verena Godersky hat ihr Glück trotz Rheuma gefunden.