Menschen bei uns
In diesem Orchester dirigiert der Teamgeist
, von Imke Kuhlmann
Reinbek – Jens-Eric Goj und sein Bruder Andreas sind mit Überzeugung in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Kurt Goj gründete 1966 zusammen mit Theodor Pichinot das Reinbeker Stadtorchester. Während Goj Musik studiert hatte, war Architekt Pichinot Laienmusiker. Trotz seines musikalischen Hintergrunds entschied sich Goj beruflich für den Weg in die Versicherungsbranche. Seine Liebe zur Musik erfüllte er sich mit dem Stadtorchester. Kurt Goj starb 1996. Seine beiden Söhne Jens-Eric (59) und sein Bruder Andreas (57) leben die musikalische Idee ihres Vaters weiter und so führen sie seit nun schon Jahrzehnten das Reinbeker Stadtorchester. Andreas Goj ist seit 1997 der musikalische Leiter, Jens-Eric Goj seit 1999 der erste Vorsitzende.
Die Brüder wuchsen in Reinbek auf. Bereits mit vier und sechs Jahren lernten sie Trompete zu spielen. Als sie acht und zehn Jahre alt waren, bekamen sie ein Schlagzeug von den Eltern geschenkt. Bereits in diesem Alter spielten sie die ersten Male im Orchester mit. Musik war und ist in der Familie Goj nicht wegzudenken. »Ein Leben ohne Musik kann ich mir nicht vorstellen«, so der ältere der beiden Brüder.
Jens-Eric Goj ist gelernter Elektroinstallateur. Unter anderem arbeitete er zehn Jahre lang im Sachsenwald-Forum als Bühnen- und Beleuchtungsmeister. Später übernahm er die Versicherungsagentur seines Vaters. Ebenso hier folgte Jens-Eric Goj dem Weg seines Vaters. Sein Bruder Andreas (57) blieb auch beruflich bei der Musik. Er studierte, wie sein Vater Musik und verdient bis heute sein Geld damit. Während er der musikalische Leiter des Stadtorchesters ist, leitet sein Bruder als Vorsitzender den Verein. Jens-Eric spielt immer noch Trompete. Andreas ist Pianist und Leiter des rund 50 Personen starken Teams. Er spielte unter anderem unter dem Dirigenten Herbert von Karajan und viele Jahre bei Cats und dem Phantom der Oper Percussion. Heute hat er unter anderem seine eigene Musikschule.
Für die Gojs ist das Orchester ihre große musikalische Liebe. »Musik ist mein Leben und Musik verbindet«, sagt Andreas Goj. Auch wenn sie als Kinder nicht immer Lust zum Üben hatten, so ist die Musik heute nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken. »Ich freue mich immer, wenn ich abends zur Probe gehe. Dann kann ich alles um mich herum vergessen«, so der Vorsitzende des Stadtorchesters. Dennoch wissen sie, der Erfolg gelingt nur, wenn alle in die gleiche Richtung rudern. Das gelte für die Musik genauso wie für die Musiker. Und bei allem Ehrgeiz ist Jens-Eric Goj der Humor besonders wichtig. »Ich möchte einfach Spaß haben«, sagt er.
Sie spielen auf Schützenfesten, im Sachsenwald-Forum oder auf Bühnen rund um Hamburg. Für Jens-Eric und Andreas Goj ist das Orchester nicht nur eine Herzensangelegenheit, es ist ihre Familie. Kein Wunder, dass ebenso ihre Kinder und die Kinder der Lebensgefährten mitmusizieren, ob Schlagzeug, Tuba oder Saxophon. Und so ist das Orchester gleich auch ein Mehrgenerationenprojekt. Alle Musiker mögen die Gemeinsamkeit, die Proben, die Auftritte und das jährliche mehrtägige Probenseminar, dass immer kurz vor dem Jahreskonzert ansteht. Dann spielen sie ob klassisch oder Pop ihr breites Repertoire und probieren gern Neues aus. »Gerade arbeiten wir an der symphonischen Blasmusik«, verrät Jens-Eric Goj. Das sei eine besondere Herausforderung. »Ich würde sagen, wir spielen schon auf hohem Niveau«, sagt er. 20 der 50 Orchestermusiker spielen im Jugendorchester (14-17 Jahre). Für die anderen gilt: Wer ein Instrument beherrscht und Spaß daran hat, spielt mit, Alter spielt keine Rolle. Die Gojs sind stolz auf das, was das Orchester leistet. Dennoch weiß Jens-Eric Goj: »Einer muss den Hut aufhaben«. Den Part übernimmt er gern, auch wenn er immer wieder betont, dass sie alle füreinander da seien.
Besonders am Herzen liegt den Brüdern die Jugendarbeit. »Wir müssen die jungen Menschen mit ihrem Musikstil abholen, wenn wir Nachwuchs haben wollen«, so Goj. Er ist sich sicher, Kinder brauchen Aufgaben, Musik sei dafür bestens geeignet.
Für die Brüder war es nie eine Frage, das Werk ihres Vaters fortzuführen. Jeder fand seinen Platz im Orchester und ihre große Hoffnung ist, dass eines Tages auch ihre Kinder das Werk weiterführen.
Am 7. Mai spielt das Reinbeker Stadtorchester um 16 Uhr im Sachsenwald-Forum, Hamburger Straße 4-8, sein Jahreskonzert. Karten (€ 15,-, bzw. € 8,- bis 14 Jahre) für dieses besondere Konzert gibt es bei der Allianz-Generalvertretung Jens-Eric Goj, Schmiedesberg 2c, 040-7226694, an der Kulturkasse der Stadtbibliothek Reinbek, Hamburger Straße 8, 040-72736920, bei Hass TV in Wentorf, Hauptstraße 8, 040- 7202504 und für Kurzentschlossene an der Tageskasse.