Menschen bei uns
Aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft zu gestalten
, von Imke Kuhlmann
Reinbek – Seit 20 Jahren ist Helmut R. Busch Vorsitzender des Vereins Freunde des Schlosses Reinbek e.V.. Seit dem Jahr 2000 gehört er dem Verein an. Zwei Jahre später übernahm er den Vorsitz. »Ich wollte meiner Liebe zur Geschichte nach der Pensionierung treu bleiben«, sagt er. »Mich fasziniert das Schloss, aber genauso die Historie, die dahintersteht«, so Busch. Die habe er immer mehr in den Mittelpunkt gerückt, beispielsweise mit der Ahnengalerie der Gottorfer Herzoge, die die Besucher gleich am Eingang begrüßt.
Helmut R. Busch legt Wert auf das R. in seinem Namen, das für Robert, den Vornamen seines Vaters und Großvaters steht. Er ist ein Mann mit Tradition und Werten. So sei er aufgewachsen. »In unserer Familie waren wir sehr traditionsbewusst«, sagt er. Kunst habe einen hohen Stellenwert im Leben seiner Familie gehabt. Die Liebe zur Geschichte wurde ihm in die Wiege gelegt. Aufgewachsen ist er in Göttingen. Dort lebte er mit seinen Eltern in einer alten Backsteinvilla umgeben von Antiquitäten, die von Generation zu Generation vererbt wurden. Auch Helmut R. Busch besitzt einige von ihnen und mischt diese mit modernen Designobjekten. Innenarchitektur zählt zu seinen Steckenpferden. »Nach der Schule studierte ich Kunstgeschichte und Archäologie«, erzählt der Geschichtsexperte. Sein Ziel war es, Archäologe in Rom, Kairo oder Athen zu werden. Doch schnell wurde ihm klar, dass die Chancen auf einen Job schlecht standen. Er schnupperte in die Theaterwissenschaften hinein entschied sich dann aber für das Jurastudium. »Meine Eltern erlaubten mir, mich erstmal zu orientieren, dafür bin ich ihnen sehr dankbar«, so der Jurist. Das Engagement in einer Studentenverbindung gehört für ihn ebenso zur gelebten Tradition. Sein beruflicher Weg führte den 79-jährigen in den Personalbereich der Mineralölindustrie. Die Leidenschaft zu Geschichte, Historie und Archäologie blieb trotzdem. Er nahm sogar an Ausgrabungen im Weserbergland teil, um diesen Wissensdurst zu stillen.
Nach der Pensionierung lag es für ihn nah, sich bei den Schlossfreunden zu engagieren. Die Freunde des Schlosses Reinbek haben das Ziel, eine intensive, denkmalsgerechte Nutzung des Schlosses und des Schlossparks als Kultur- und Kommunikationszentrums zu fördern. »Wir sind ein Team, in dem die Chemie stimmt«, sagt er. 750 Mitglieder zählt der Verein aktuell. Die Ehrenamtlichen möchten Leben ins Schloss bringen. Veranstaltungen wie Opernstars von morgen, Exkursionen, Führungen auch durch den Park, aber ebenso Jugend musiziert sind nur Beispiele dafür. Busch selbst leitet einige dieser Führungen. »Wir möchten dem Schloss mit der Geschichte ein Stück Identität zurückgeben«, ergänzt er.
Seit seinem Bestehen hat der Verein bereits 640.000 Euro für das Schloss und den Park eingesetzt. »Meine besondere Intention ist, jungen Menschen Geschichte näher zu bringen.« Der Satz des Politikers August Bebel »Wir können nur aus der Vergangenheit lernen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten«, ist sein Maßstab. Er vermisse das Geschichtsverständnis bei vielen jungen Leuten. In der Schule habe seiner Auffassung nach, Geschichte nicht mehr den Stellenwert. »Ich möchte das Bewusstsein der Menschen für die Historie stärken«, so Busch. Und so geht er auch gern in Museen. Moderne Kunst lässt Busch da nicht aus. Doch die Geschichte läge ihm näher. Kein Wunder, dass er sich darüber hinaus im Vorstand des Fördervereins der Otto-von-Bismarck-Stiftung engagiert. Der Förderverein unterstützt die Tätigkeit der Stiftung in der Erweiterung der Sammlung sowie die Herausgabe wissenschaftlicher Publikationen.
Die Liebe hatte den Göttinger vor vielen Jahren nach Reinbek verschlagen. Auch seine Frau Susanne ist bei den Schlossfreunden aktiv. »Ohne sie wäre das Engagement gar nicht möglich«, sagt er. Es koste schon einiges an Zeit, die Projekte auf den Weg zu bringen. Da bräuchte er eine Partnerin, die Verständnis dafür habe. Zudem ist Busch auch nicht mit halben Sachen zufrieden. »Ich gehe in dem Engagement auf«, sagt er. Dennoch wäre er sehr dankbar, wenn sich ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für seinen Vorsitz bei den Freunden des Schlosses fände, die oder den er über ein Jahr begleiten und ins Amt einführen würde. »Ich möchte, dass der Verein für die Zukunft Bestand hat«, so sein Ziel.
Helmut R. Busch liebt ebenso Rituale. Sofern es seine Zeit erlaubt, ist pünktlich um 15.30 Uhr bei ihm zuhause Teatime. Dann sitzt er mit seiner Frau bei einer guten Tasse Schwarzem Tee mit Milch, die es nur aus einer Porzellantasse gibt, und den traditionellen Scones, einem typisch englischen Gebäck, am Tisch. Der Historiker aus Leidenschaft war beruflich viel in England unterwegs, ist aber auch privat gern dorthin gereist. Überhaupt reist er gern – bevorzugt durch Europa. »Mein erster Blick gilt dann immer der Recherche, ob es ein Herrenhaus gibt, Burgen, Kirchen, Klöster oder Museen. Besonders schlägt sein Herz jedoch für die Insel Sylt. Seit 50 Jahren ist dies sein Lieblingsort. «Ich mag die Landschaft so sehr«, sagt er. Zudem spielt er Golf und besucht gern klassische Konzerte. Komponisten wie Beethoven, Bach oder Brahms kann er besonders viel abgewinnen. Auch da ist er traditionell.