Menschen bei uns
Ich nehme jeden Menschen so wie er ist, da ich es mir auch von anderen Menschen wünsche.
, von Christa Möller
Wentorf – Australian Shepherd Joe (6), Border-
collie Cinder (14 ) und Malinois-Mix Amy (5) spielen eine große Rolle im Leben von Alexandra Bühner. Einen Hund hatte die gebürtige Hamburgerin schon als Kind. Aber erst vor rund 18 Jahren entdeckte die Wentorferin eine ganz andere Leidenschaft: Die Rettungshundearbeit. »Ich kann gar nicht ohne«, sagt die 58-jährige Mutter eines erwachsenen Sohnes. Ami kam mit vier Monaten zu ihr, sie stammt aus dem Tierschutz. Ihr Vorbesitzer hat sie draußen an der Hundehütte angebunden, nachts durfte sie in den Stall. In ihrem neuen Zuhause hat sie für so einiges Chaos gesorgt und auch schon mal eine Lampe auseinandergenommen, aber »wir haben uns zusammengerauft«, sagt sie. Ein gutes Dreivierteljahr habe das gedauert. Gerade hat sie mit Amy erneut die Rettungshundeprüfung bestanden. Alle zwei Jahre wird die Einsatzfähigkeit von Hund und Frauchen oder Herrchen getestet. Vermisste Personen suchen, das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die regelmäßig trainiert werden muss.
Cinder ist schon im Ruhestand. »Augen und Ohren lassen nach, aber die Nase funktioniert noch, sie findet alles, was sie soll«, sagt die Wentorferin, die manchmal noch ein bisschen mit der Hündin arbeitet, »aber nicht mehr aktiv in den Einsätzen«. Joe dagegen sei zu ungestüm für die anspruchsvolle Aufgabe. Mit ihm trainiert sie lieber auf dem Hundeplatz.
»Ich habe einen sehr ausgefüllten Tag«, erzählt Alexandra Bühner, die als Sachbearbeiterin sechs Stunden täglich bei einer privaten Krankenversicherung arbeitet, derzeit im Homeoffice und zweimal die Woche als Reha-Trainerin in einem Sportverein aktiv ist. So bleibt noch genügend Zeit für ausgedehnte Hundespaziergänge. Einmal wöchentlich steht das Flächentraining im Wald an, zeitweise aber auch das Suchen in Gebäuden. Sechs, sieben Stunden seien sie dann unterwegs, mal in Geesthacht, mal in Aumühle oder im Bergedorfer Gehölz. Rennen, springen, stoppen – ein Hochleistungssport für Hund und Halter. Nicht erlaubt ist das Training im Landschaftsschutzgebiet Lohe.
16 Mitglieder hat die Rettungshundestaffel des Johanniter-Ortsverbandes Nördliches Hamburg, dem die 58-Jährige seit 2015 angehört. Zuvor war sie beim DRK Schwarzenbek aktiv. Bis zu 100 Einsätze hat ihre Staffel jährlich. Oft ist die Rettungshundeführerin, die zusätzlich in der Ausbildung tätig ist, nachts oder am Wochenende dabei. Die Erfolgsquote? »Das ist abhängig davon, ob die Person sich in dem zugeteilten Gebiet befindet. Die meisten Einsätze sind leer.« Alexandra Bühner fasziniert die Arbeit mit den unterschiedlichen Rettungshunden, »wie sie sich eine Situation erarbeiten. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, tolle, einsatzfähige Teams auszubilden. Wenn der Hund seinen ersten Stepp macht, das befriedigt mich.« Zwei Jahre dauere die Hundeausbildung. »Mich hat es einfach gepackt. Das ist kein Hobby mehr, sondern fast schon eine Berufung«, sagt sie über ihr Ehrenamt. Theoretisch ist jede Rasse geeignet, aber »Rettungshunde müssen schon eine gewisse Größe haben.« Und sie sollten sozialverträglich sein. In den vergangenen sechs Monaten hat Alexandra Bühner rund 130 Stunden Rettungshundearbeit geleistet. Regelmäßig finden Treffen der Ortsgruppe statt, entweder online oder vor Ort in Bergedorf. Außerdem sind Lehrgänge zu leisten. Sie schätzt das Miteinander »und die Dankbarkeit der Angehörigen, auch wenn man nicht findet. Das ist einfach unbezahlbar.« Ihre Lebensphilosophie: »Ich nehme jeden Menschen so wie er ist, da ich es mir auch von anderen Menschen wünsche...«
Regelmäßig ist sie auch auf dem Hundeplatz des Polizeihundevereins Bille an der Süderstraße anzutreffen, wo sie mit ihren Hunden arbeitet. Bei-Fuß-Gehen, sich hinsetzen, das will regelmäßig geübt sein. Manche sind ganz schnell, andere brauchen länger. »Die Wiederholung macht es. Der Besitzer muss klar mit seinem Hund kommunizieren, die Kommandos müssen so sein, dass der Hund sie versteht und umsetzen kann.« Für weitere Hobbys bleibt der Wentorferin keine Zeit. Ihren Urlaub verbringt sie gern mit ihren Hunden an der See, aber auch zuhause. Dann ist auch mal Entspannung bei Tagesausflügen aufs Land oder ans Wasser angesagt. »Urlaub ist für mich, wenn ich nicht auf die Uhr gucken und nicht arbeiten muss.«