Menschen bei uns
»Ich möchte mitgestalten – je älter ich werde, desto mehr.«
, von Christa Möller
Wentorf – Roswitha Menkes Metier ist die Sprache. Nach mehr als 20 Jahren in der Schweiz kam sie 2016 zurück nach Deutschland, seit fast vier Jahren lebt sie in Wentorf. Dort haben sie die Macher der Kulturwoche beeindruckt. „In einem Ort, wo sich Menschen zusammentun, um so etwas zu machen, da möchte ich leben“, beschreibt sie ihre Motivation für den Umzug von Neuallermöhe-West in den Speckgürtel Hamburgs. Das Netzwerken half ihr, Leute kennenzulernen, sie ist ehrenamtlich aktiv, hat Freunde gefunden und trägt inzwischen auch zum Kultur-Programm bei.
Die neue Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative Wentorf ist im westfälischen Hagen geboren und hat in Paderborn Abitur gemacht. Ursprünglich wollte sie Sprachen studieren und Dolmetscherin werden, musste jedoch auf Wunsch der Eltern eine kaufmännische Ausbildung absolvieren. Währenddessen war sie für drei Monate bei Gruner & Jahr in Hamburg, unter anderem in der EDV-Abteilung, das interessierte sie. Es folgten drei Semester Informatik, doch Studium und Finanzierung brachten sie an ihre Grenzen. So ging sie 1980 als Programmiererin zu Olivetti. „Da kam ich mit meinen drei Semestern Informatik und meiner kaufmännischen Ausbildung gerade gelegen.“
Letztendlich ist sie der IT-Branche treu geblieben. »Ich habe von der Arbeit mit der Programmiersprache zur Arbeit mit der Sprache gewechselt«, sagt die Mutter eines erwachsenen Sohnes mit Blick auf ihre Arbeit in der Marketingabteilung einer Software-Firma in München und später in Bern in der Schweiz als Texterin. »Damals sagte man noch nicht Storytelling, auch wenn es schon damals immer um Geschichten ging«, erinnert sich die 63-Jährige. In ihren Texten vermittelt sie Informationen über technisch spezielle Produkte so, dass die Kunden sie verstehen.
Im Gegensatz zur Arbeit als PR- und Werbetexterin, die sie seit Jahrzehnten allein von zuhause aus erledigt, bringt sie ihr zweites Standbein, die Arbeit als Bühnenerzählerin, »hinaus in die Welt, dorthin, wo man mir zuhören möchte«. Ihr Markenzeichen ist »Erlesenes, Erlogenes und Erlebtes«, das bringt sie ihrem Publikum näher. Erlebtes und Erdachtes verknüpft sie zu einem hörenswerten Programm. Aktiv werden, helfen, das war ihr Wunsch, als das Ahrtal von der Flut verwüstet wurde. Anonym spenden kam für sie allerdings nicht infrage. Stattdessen organisierte sie mit zwei Gleichgesinnten drei Benefiz-Erzählkonzerte, eines auch in Wentorf in der Martin-Luther-Kirche. Insgesamt mehr als 6.000 Euro für drei Familien in der betroffenen Region kamen so zusammen.
Dass sie mit Worten umgehen kann, zeigt die Neu-Wentorferin auch als Rednerin mit individuellen Texten bei freien Trauungen in Deutschland sowie in der Schweiz, wohin sie alle paar Wochen reist – wenn Corona dies zulässt. »Ich liebe die Freiheit, entscheiden zu können, wie ich den Tag verbringen will«, erklärt sie. Die Liebe zu Worten hat sie ganz offenbar von ihrem Vater geerbt, der bei Familienfesten gern Texte vorgetragen hat. Die Geschichte ihrer Familie ist geprägt von Flucht und Vertreibung. »Die Suche nach Heimat und Zugehörigkeit und der Wunsch, mich dort, wo ich lebe, einzubringen, das ist etwas, das mich antreibt«, sagt Roswitha Menke nachdenklich. »Ich möchte mitgestalten – je älter ich werde, desto mehr.«
Einmal wöchentlich gibt die kreative Wentorferin, die beim Lesen und Stricken Entspannung findet und regelmäßig ins Sportstudio geht, Einblick in ihr Tun auf der Seite www.roswithamenke.com. Gerade war sie zum ersten Mal auf Föhr. »Das war wunderschön.« Ihr nächstes Reiseziel könnte Island sein.
Freude hat sie an allen drei Arbeitsbereichen. »Das befruchtet sich gegenseitig.« Dass sie gerade sehr viel zu tun hat, liegt auch an ihrem neuen Ehrenamt bei der WIW: Der neue Vorstand hat viele Ideen, die es umzusetzen gilt – im Team, versteht sich. Nicht nur dort gilt für sie: »Wenn man miteinander redet, sind viele Dinge möglich.« Obwohl sie immer noch gern in die Schweiz fährt (»In der Schweiz sagt man viel öfter danke«) stellt sie klar: »Hier in Wentorf bin ich zuhause.«