Menschen bei uns
Die Sinnhaftigkeit der Aufgabe begeistert sie.
, von Imke Kuhlmann
Reinbek – Vor elf Jahren wurde in Reinbek das Tatwerk gegründet. Eine Einrichtung mit dem Ziel, Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen neue berufliche Wege und Perspektiven finden zu lassen. Das Tatwerk trägt die Handschrift von Gabriela Will. Die 57-jährige hat nicht nur das Konzept maßgeblich mitentwickelt, sie leitet noch heute die Einrichtung. Mit Laptop, Block und Stift auf dem Schoß hatte sie 2010 ihre ersten Arbeitstage verbracht. Sie entwickelte die Arbeitsbereiche, übernahm die Bauplanung mit dem Architekten und dachte sich den Namen »Tatwerk« aus. Gabriela Will ist Ergotherapeutin, systemische Familientherapeutin und hat eine Reihe von Weiterbildungen absolviert. Schon heute ist die Aufgabe für sie eine Art Lebenswerk. »Es waren meine anstrengendsten elf Jahre aber auch die schönsten«, sagt sie.
Für Gabriela Will, die bekennende Christin ist, ist es ein Glaubenswerk. »Mein Glaube gibt mir immer wieder Kraft«, sagt sie. Zufriedenheit und Dankbarkeit sind für sie besondere Werte. Und so liegt ihr die Zufriedenheit der Klienten genauso am Herzen, wie die ihrer Mitarbeitenden. »Wir haben einen eigenen Feel-Good-Manager«, verrät sie. Gemeint ist der Mischlingshund »Pelle«. Ein Feel-Good-Manager sorgt in Unternehmen dafür, dass die Mitarbeiter sich wohlfühlen. Seit zwei Jahren lebt der rumänische Straßenhund bei ihr und ist täglich mit im Betrieb. Dort versprüht der zutrauliche Hund gute Laune. »Er hat sogar eine eigene E-Mail-Adresse, wie jede Kollegin und jeder Kollege«, berichtet Gabriela Will.
Ihr Ziel war es schon immer, etwas für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen zu tun. Durch Zufall entstand der Kontakt zur Diakonie in Ahrensburg, die gerade die Pläne für das Tatwerk hegten. »Das Tatwerk ist für mich ein Lebenskonzept. Das, was ich hier tue, springt mir aus dem Herzen«, so Will. Das Besondere an der Arbeit sei für sie die Sinnhaftigkeit in der Aufgabe. »Ich möchte einen Raum zum Wohlfühlen schaffen, um die Menschen wieder zu integrieren«, so die Leiterin vom Tatwerk. Ziel sei es, die Arbeit so zu gestalten, dass sie zu den Menschen passt. Darauf ist Gabriela Will besonders stolz. »Es gibt mir eine Zufriedenheit, so menschlich zu arbeiten«. Sie glaubt, dass Menschen auf diesem Weg gesunden können und das sei letztendlich das Ziel der Arbeit. Ihr Team gäbe ihr dafür viel Kraft.
Finanziert wird das Tatwerk vom Kreis Stormarn, der Agentur für Arbeit und dem Rententräger. Träger des Gesamtprojekts ist die Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie. Die Einrichtung bietet 30 erwachsenen Menschen mit einer seelischen Beeinträchtigung berufliche Entwicklungs- und Fördermöglichkeiten. Ob in der Holzwerkstatt, im Garten, der Hauswirtschaft oder beispielsweise der Metallverarbeitung finden die Betroffenen neue Aufgabenbereiche. Jeder Bereich wird durch Fachexperten angeleitet. Die Produkte werden zum einen für Firmen produziert, zum anderen für den direkten Verkauf hergestellt. Marmeladen, Honig oder auch Dekoartikel für innen und außen sowie Insektenhotels gibt es zu den regulären Öffnungszeiten im Tatwerk zu kaufen. Menschen ab 18 Jahre bis zum Rentenalter können an den Maßnahmen teilnehmen. Die Menschen haben hier die Möglichkeit sich wieder oder erstmalig auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. »Wir haben schon einige von ihnen in den ersten Arbeitsmarkt gebracht«, so Will. »Mich macht es glücklich, wenn es gelingt, mit den Menschen eine Beziehung aufzubauen. Ich möchte mit ihnen auf Augenhöhe sein«.
Für Gabriela Will ist es wichtig, dass Menschen so sein können, wie sie sind. »Gott liebt uns so, wie wir sind«, sagt sie. Bei der Arbeit geht es ihr darum, herauszufinden, was die Herzenswünsche der Klienten sind. Über eine gute Bindung und Vertrauen, könne das erreicht werden. Der Hund Pelle würde einen großen Beitrag dazu leisten. Und dann wäre ein großer Schritt gemacht, um den Menschen wieder den Eintritt in das gesellschaftliche Leben zu ermöglichen.
Für Gabriela Will war und ist die Arbeit im Tatwerk der richtige Job zur richtigen Zeit. Ihre berufliche Aufgabe sei ihre Berufung. Und sie möchte andere mit ihrem Enthusiasmus anstecken.
Neuen Aufgaben gegenüber ist sie immer offen geblieben. Auch gesamtgesellschaftlich wünscht sich Gabriela Will, dass die Menschen offener werden. Sie stelle fest, dass sich viele Personen immer mehr zurückziehen und sehr auf sich selbst bezogen seien. »Es wäre schön, wenn wir alle wieder mehr lachen und freundlicher miteinander umgehen«, so Will. »Behandle jeden so, wie du selber behandelt werden möchtest«, sei ihre Devise. Zufrieden sein, mit dem was wir haben und Dankbarkeit seien dabei wichtige Maxime.