Menschen bei uns
Gib immer das Beste
, von Imke Kuhlmann
Reinbek – Schon in der Schulzeit bemerkte Benedikt Grothe, dass ihm eines besonders liegt: Das Reden. Kein Wunder also, dass auch sein beruflicher Weg in diese Richtung gehen soll. »Ich würde gern Moderator werden oder Politiker«, sagt der 21-jährige. Tagesschausprecher kann er sich genauso vorstellen. Doch vor allem möchte er eins: Seine Begeisterung fürs Sprechen und seine Neugier nach neuen Themen sollen in seinem Traumberuf enden. »Das ist nicht nur ein Vorteil für mich, sondern genauso für andere«, sagt er. Denn wer mit sich selber zufrieden ist, übertrage das auf andere.
Der Reinbeker stellte bereits in der zehnten Klasse fest, dass er lieber spricht als schreibt. »Ich habe schon immer gern Referate gehalten und meine mündliche Beteiligung war besser als meine schriftlichen Leistungen«, sagt er. Und so ließ er sich ins Team der Schülersprecher wählen und hielt die Rede auf der Abschlussfeier für die Abiturienten. Nun möchte er auch beruflich diesen Weg gehen.
Gerade hat Benedikt Grothe ein Volontariat bei einem privaten Radiosender, Antenne Mecklenburg-Vorpommern, abgeschlossen. Eine Zeit, die er nicht missen möchte. »Ich durfte hier alles kennenlernen«, so der interessierte junge Mann. Von ersten Absagen bekannter Sender ließ er sich nicht abhalten und war letztendlich froh, genau bei diesem Sender gelandet zu sein. Aufgeben ist für ihn keine Option. Benedikt glaubt immer an die Chancen, die sich aus Entscheidungen ergeben. Egal ob sie so sind, wie er es sich wünscht oder eben ganz anders.
Von Social Media über die Pflege von Inhalten der Webseite bis hin zu Recherche und typischer Redaktionsarbeit, er bekam die Möglichkeit, in viele Bereiche hinein zu schnuppern. Am Ende durfte er sogar zeitweise die Sonntagsmoderation übernehmen. Interviews mit den Sängern Rag’n‘ Bone Man, Ray Garvey oder Stefanie Kloß von Silbermond gehörten zu seinen ganz besonderen Erlebnissen. Doch ob Promi oder nicht, Benedikt Grothe ist eines besonders wichtig: »Ich möchte, dass Menschen mit einem positiven Gefühl aus einem Gespräch mit mir gehen«. Er ist sich sicher, wenn der berufliche Weg mit den Interessen und der persönlichen Begeisterung kombiniert werden können, ist das eine der Grundlagen für eine zufriedene Ausstrahlung. »Wenn ich etwas anpacke gebe ich immer 100 Prozent«, sagt er. Seine Motivation treibe ihn an. Er sei in einer Familie groß geworden, in der Anerkennung gelebt würde. »Wir durften immer ausprobieren, was uns interessierte«, sagt er. Benedikt Grothe hat zwei Brüder.
Und so ließ er sich auch durch die Corona-Pandemie nicht von seinem Weg abbringen. »Ich möchte im Wintersemester gern mit dem Studium der Politikwissenschaften beginnen«, berichtet er. Am liebsten solle es nach Leipzig gehen, aber Hauptsache sei, dass es mit dem Studienplatz klappt. Sein Abiturdurchschnitt lässt Hoffnung auf Erfolg.
Die Zeit zwischen Volontariat und dem nächsten Ausbildungsschritt wollte er mit Reisen füllen, doch Corona machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. Und so startete er im Dezember mit seinem eigenen YouTube-Kanal mit dem Namen »Weder qualifiziert noch weise – aber immer voll dabei«. Grothe sieht darin eine große Chance, sich weiteres Wissen auf diesem Social-Media-Kanal anzueignen und sich zudem journalistisch besonderen Themen zu widmen. »Ich habe meinen eigenen Anspruch«, sagt er. So möchte er nicht nur berichten, sein Ziel ist, die Themen zu verstehen. So wollte er Covid 19 näher beleuchten. »Ich habe mit einem ehemaligen Erkrankten und einer Krankenschwester gesprochen und wollte wissen, wie es ist, dieses Virus zu haben.« Doch ebenso Themen wie das Ehrenamt oder »Warum Blutspenden so wichtig ist« geht er auf die Spur. Er selber spendet alle acht Wochen Blut und hat sich bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspende) als Spender registrieren lassen. Ihm reicht positives Denken nicht, er möchte auch so handeln. Weiterhin fordert er sich selber in seinen Filmen mit Experimenten heraus und dokumentiert diese auf seinem YouTube-Kanal. 30 Tage lang verzichtete er auf Zucker, ein anderes Mal hat er sich im Schönschreiben versucht. Für Benedikt Grothe spannende Erfahrungen, an denen er gern andere teilhaben lassen möchte. Und sein eigener Anspruch steigt mit jedem Video. »Ich möchte am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen und nicht nur oberflächlich mitreden«, berichtet er.
In der Produktion ist er eine One-Man-Show. Die Texte schreibt er selber, recherchiert Themen und Gesprächspartner und setzt technisch alles allein um. Anschaffen musste er dafür lediglich ein gutes Mikrofon. Laufende Kosten hat er keine. Seine Abonnentenzahl ist noch ausbaufähig. 102 sind es aktuell, Tendenz steigend.
Im Januar dieses Jahres ging sein erstes Video an den Start, seitdem stellt er jeden Dienstag um 18 Uhr einen neuen Film ein. Sein Ehrgeiz: »Ich möchte immer besser werden«, sagt er. Jeder soll aus meinen Informationen etwas Positives mitnehmen, sei es das vermittelte Wissen oder einfach ein gutes Gefühl.
Der Sommer gehört – wenn er nicht beruflich anderweitig unterwegs ist – seit einigen Jahren den Kindern des katholischen Zeltlagers. Er selber hat als Zwölfjähriger erstmalig daran teilgenommen. Seitdem hat ihn dieses Gefühl von Freiheit, dass die Kinder hier erleben dürfen, nicht mehr losgelassen. Für ihn war dieses Zeltlager der Anstoß, nach dem Abitur für ein Jahr als männliches Au-pair nach England zu gehen. Ein Jahr lebte er in London. »Mir gefiel das besser, als – wie alle anderen – Work-and-Travel in Australien zu machen«, sagt er.
Bereut hat er es nicht. Die Freundschaften, die er dort geschlossen hat, bestehen noch heute.