Menschen bei uns
»Tun, was unsere Sehnsucht ist.«
, von Imke Kuhlmann
Wentorf – Alena Kempf-Stein wohnt seit ihrem zehnten Lebensjahr in Wentorf. Sie kam gerade in die vierte Klasse der Grundschule, als die Familie von Hamburg nach Wentorf zog. Sie liebte es mit ihren Freunden die Verstecke in den grünen Büschen zu entdecken. Die Verbundenheit mit der Natur, die Gemeinschaft der Menschen und die Verbindung zu Gott lassen tief in ihr das Glück wachsen. »Wenn wir das tun, was unsere Sehnsucht ist, können wir auch Zufriedenheit mit wirtschaftlichem Interesse verbinden«, so Kempf-Stein.
Auf ihrem beruflichen Weg machte sie viele Stationen. Nach ihrer Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau studierte sie Architektur und schloss als Diplom-Ingenieurin ab. Doch ihr vielfältiger Wissensdurst war noch lange nicht gestillt. Sie arbeitete im Immobilienprojektmanagement und erlernte Methoden der Naturspielpädagogik. Gerade hat sie ihren Abschluss in ökologisch sozialem Design erfolgreich abgelegt, das sich schwerpunktmäßig der Nachhaltigkeit widmet
Das Studium hatte sie vorübergehend nach Lohbrügge geführt, doch mit der Geburt ihrer ältesten Tochter im Jahr 2004 ging es zurück nach Wentorf. Ein Wendepunkt in ihrem Leben. Die 46-jährige ist inzwischen Mutter von drei Kindern zwischen sieben und 16 Jahren.
»Bedingung für den Umzug war für mich ein Waldkindergarten im Ort«, sagt sie. Es sei das beste pädagogische Konzept für Kleinkinder. »Ich habe dort erlebt, wie Kinder und ihre Familien die Verbundenheit mit sich selbst und der Natur spüren, wie Gemeinschaft verbindet und das Göttliche erfahrbar wird«, sagt sie. Als es erforderlich war, das wildnispädagogische Konzept zu dokumentieren, nutzte sie die Gelegenheit den Kindergärtnern aufs Handwerk zu schauen und die Stärken des Kindergartens herauszustellen.
Gemeinschaft hat für Alena Kempf-Stein einen besonderen Stellenwert. »Das Konzept des Waldkindergartens gibt viele Anlässe, diese zu erleben. Ich identifiziere mich mit der Philosophie dieses Kindergartens«, sagt sie. Seit 2008 ist sie dort in leitender Position tätig, erst als Vorsitzende, dann als Geschäftsführerin. »Das, was Kinder hier erleben können, wollte ich mehr großen und kleinen Menschen zugänglich machen«, sagt die Wentorferin. Und so hat sie vor drei Jahren »Wentorf gestalten!« mitgegründet. Hier sollen ökologische und soziale Projekte vereint werden, die Menschen auch in ihrer persönlichen Entwicklung voranbringen. Zu den Themen gehören das bunte Wentorf mit seinen Blühwiesen genauso, wie das CoWorkLand aus dem Jahr 2020, das unter anderem eine Alternative zum Homeoffice bietet.
»Unser Handeln muss auch wirtschaftlich nachhaltig sein, damit es langfristig erfolgreich ist«, so die Initiatorin. »Wichtig ist, dass uns bewusst ist, dass wir Menschen nicht allein auf der Erde sind. Unser Überleben hängt davon ab, dass wir gut mit Wasser, Erde, Luft, Pflanzen und Tieren umgehen.«
Mit dem Verein »Wentorf gestalten!« möchte sie Projekte schaffen, die zudem wirtschaftlich tragfähig sind. »Man darf Gutes tun und damit Geld verdienen«, so ihre Überzeugung. »Wenn wir so leben, dass es uns glücklich macht, brauchen wir keine äußerliche materielle Kompensation«, sagt sie.
Bei »Wentorf gestalten!« soll jeder sein Herzensprojekt verwirklichen können. Das Ziel des inzwischen gemeinnützigen Vereins ist es, Wentorf und Umgebung lebens- und liebenswert zu gestalten. Dafür haben sie die Leitthemen: Naturschutz, Bildung und bürgerschaftliches Engagement definiert. Jeder kann und soll sich beteiligen, ob bei der aktiven Pflege der Blühwiesen oder bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen.
Zu den neuen Ideen zählt der Petersiliengarten. Ganz aktuell hat der Verein den ehemaligen Rasenfußballplatz mit einer Fläche von 7.500 Quadratmetern am Fuße des Petersilienbergs zur Verfügung gestellt bekommen. Dort wollen sie Wildblumen pflegen, Kreislaufwirtschaft vorleben, und essbare Pflanzen ernten. Sobald es wieder möglich ist, soll ein Ort des Lernens und der Gemeinschaft entstehen, an dem Kinder und Erwachsene gemeinsam Erlebnisse erschaffen. »Ich wünsche mir, dass Erwachsene das erleben können, was Kinder aus dem Waldkindergarten mitnehmen«, so Alena Kempf-Stein. Und besonders gefällt ihr dabei, wie unterschiedlich die Menschen sind, die ihr begegnen. Die Denker und die Macher finden hier zusammen und erleben – so wünscht sie es sich – ihr Glück.
Der Verein schreibt über sich selbst: »Stell Dir vor, Du wohnst nicht nur in einer Gemeinde, sondern bist Teil einer Gemeinschaft, in der Nachbarn und Gemeindebewohner sich gegenseitig helfen. Lebensmittel stammen aus der unmittelbaren Umgebung, berufliches Pendeln und Staus sind Begriffe aus der Vergangenheit, Eltern und Großeltern haben viel Zeit, sich mit Kindern zu beschäftigen, alle dürfen in Würde altern und sterben.«
Alena Kempf-Stein stellt sich das schon lange nicht mehr vor – sie lebt dieses Konzept und erntet Glück, ganz nach ihrem Motto: »Die Entwicklung, die das Leben uns ermöglicht, genießen«.