Menschen bei uns
Wer über die Jugend spricht, sollte sie auch fragen
, von Imke Kuhlmann
Reinbek – Emma Rothschuh (18) und Jakob Hess (16) bilden zusammen mit Maximilian Gaedke (16) den Vorstand des frisch gewählten Jugendbeirats in Reinbek. Im März dieses Jahres wurden 15 Jugendliche gewählt. Seitdem treffen sie sich regelmäßig, nicht nur miteinander, sondern auch mit Vertretern der Parteien. Das JUZ (Jugendzentrum) ist ihre Schaltzentrale.
»Zum einen möchten wir uns bei der Politik vorstellen aber ebenso Themen beleuchten«, so Emma Rothschuh. Sie ist die Vorsitzende des Jugendbeirats. Die 18-jährige absolviert eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die junge Frau ist vielfältig interessiert und engagiert. Neben ihren musischen Interessen, sie spielt Cello und nimmt Gesangsunterricht, ist sie auch als Küsterin in der Nathan-Söderblom Kirche aktiv. »Ehrenamtliches Engagement ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, nichts für die Gemeinschaft zu tun«, sagt die Vorsitzende des Jugendbeirats.
Als Chefin sieht sie sich nicht. Sie ist Teil des Teams, das gut zu funktionieren scheint. Beides ist ihr wichtig. An den Terminen diskutieren die jungen Leute über politische Themen. Kontrovers darf es dabei durchaus zugehen, doch konstruktiv muss es bleiben. Bislang mit Erfolg. »Viele Jugendbeiräte haben nach kurzer Zeit wieder aufgehört. Wir wollen unbedingt dabei bleiben«, so Jakob Hess, der wie Maximilian Gaedke stellvertretender Vorsitzender ist. Und auch in den Ausschüssen haben sie ihre Zuständigkeiten unter allen Mitgliedern des Beirats aufgeteilt. Jakob und Emma sitzen unter anderen in der Stadtverordnetenversammlung.
Jakob Hess ist ein junger Mann mit ebenso vielen Interessen, aber auch mit einem Bewusstsein für Auszeiten und die nimmt er sich. »Es ist schön, wenn morgens alle aus dem Haus sind und ich allein noch meinen Kaffee trinken kann«, sagt er. Der 16-jährige besucht das Sachsenwald-Gymnasium und hat neben dem Klavierspielen die große Leidenschaft des Standard-Tanzens. »Nach der Konfirmation habe ich einen Tanzkurs belegt und dann bin ich hängen geblieben« sagt er. Die Arbeit im Jugendbeirat hat für ihn ein klares Ziel: »Ich möchte etwas bewegen.«
Der Weg zum Jugendbeirat begann bei der Veranstaltung »Jugend im Rathaus«. Emma Rothschuh war damals noch Schülerin am Sachsenwald-Gymnasium und mit der Politik AG dabei. »Mir wurde damals klar, ich wollte selber mich in Entscheidungen einbringen« sagt sie. Mit Unterstützung von Ulrich Gerwe (Jugendbeauftragter der Stadt) und Nina Reißler (Leiterin des JUZ) nahm der Gedanke seinen Lauf. Einen Jugendbeirat gab es immer mal wieder in Reinbek, doch selten hielten die jungen Leute lange durch. Das solle sich ändern. Emma und Jakob haben Biss, so wie die weiteren 13 Mitstreiter. Themen wie öffentlicher Personennahverkehr, Gleichberechtigung, Digitalisierung oder soziale Gerechtigkeit hat das Team neben anderen auf der Agenda. Aktuell beschäftigen sie sich mit dem Klimaschutz. »Wir möchten gern den Bau einer Solaranlage auf der Sachenwaldschule forcieren«, sagt Jakob.
Emma Rothschuh war von Anfang an Feuer und Flamme für das »Projekt Jugendbeirat«. »Es war toll zu sehen, wie sich immer mehr Interessierte fanden«, sagt sie. Alle 14 Tage treffen sie sich nun, mal am Montag, mal am Freitag, damit jeder die Chance hat, dabei zu sein, falls für einen ein Wochentag nicht passt.
Die Schüler und Azubis können sich für zwei Jahre am kommunalpolitischen Geschehen in Reinbek beteiligen. Sie sind zu allen Sitzungen der Ausschüsse und der Stadtverordnetenversammlung eingeladen und haben in allen Ausschüssen Rede- und Antragsrecht. Gleichermaßen sollen sie Ansprechpartner für alle Kinder und Jugendlichen sein. Einmal im Jahr gibt es eine Sitzung der Stadt nur für die Jugend. Im Haushalt wurden 2.000 Euro für die Durchführung satzungsgemäßer Aufgaben bereit gestellt. Zuletzt hatten sich im Jahr 2008 junge Menschen in diesem Beirat für ihre Belange eingesetzt.
»Die Aufgabe ist anstrengender, als ich es mir vorgestellt habe, aber es macht viel Spaß«, so Emma Rothschuh. Ihre Aufgabe erfüllt sie mit viel Verantwortungsbewusstsein.
Die Abende mit dem Jugendbeirat genießen die beiden. »Wir haben unsere Agenda, besprechen politische Themen, aber diskutieren genauso beispielsweise über alternative Ernährungsformen«, so Jakob. »Es ist unglaublich spannend«. Toleranz wird bei beiden groß geschrieben. Wichtig sei vor allem Respekt, die Akzeptanz jedes Einzelnen und für sich selber, das zu tun, was sie glücklich macht.
Für die beiden Vorsitzenden geht es darum eine Stimme für die Jugend zu haben. »Ich möchte meiner Aufgabe gerecht werden«, sagt Emma Rothschuh. »Ich habe mich immer gewundert, dass viele über die Jugend reden, ohne sie zu fragen«.
Der Austausch mit der Verwaltung sei gut. »Wichtig ist uns, dass wir wahrgenommen werden«, so Jakob Hess. Da müssen sie sich an der ein oder anderen Stelle noch behaupten, doch das werden sie mit ihrer Neugier und dem Engagement schaffen.