Menschen bei uns
»Kreative Arbeit braucht kreative Räume.«
, von Stephanie Rutke
Aumühle – Seit 15 Jahren ist Susanne Bornholdt Aumühles Kirchenmusikerin. Wie ist sie zu ihrem Beruf gekommen? Wer sind ihre Lieblingskomponisten und was macht sie in ihrer Freizeit? Susanne Bornholdt wurde in Leipzig geboren und hat ihr Zuhause im Sachsenwald gefunden. Hier lebt sie – verheiratet mit ihrem Mann Karsten und mittlerweile vier Söhnen.
Wer die 44-jährige kennenlernt, merkt schnell, dass sie ein sehr gut organisierter Mensch ist. Als vierfache Mutter mit Vollzeitjob ist viel Organisation im Familien- und Berufsleben gefragt. Unterstützung hat sie dabei von ihrem Mann, Dr. Karsten Bornholdt, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, und von einer Kinderfrau.
Eine Kirchenmusikerin hat keine festen Arbeitszeiten und der Sonntag ist fast immer Arbeitstag. Chorproben, die Gestaltung der Musik im Gottesdienst und die Auswahl der Musik für Amtshandlungen wie Trauungen, Taufen oder Trauerfeiern gehören zu ihren Aufgaben. Dazu kommen noch Religionspädagogik und Singen mit den Jüngsten im Kindergarten. Und nicht zu vergessen, die vielen Konzerte mit Gastmusikern, die von Susanne Bornholdt organisiert werden. Planung, Durchführung und vor allem die Akquise von Geldern – all das sind die Aufgaben der ehrgeizigen Kirchenmusikern. Die meisten davon ruhen Corona-bedingt zurzeit. Trotzdem waren die vergangenen Wochen mit vier Kinder im Homeschooling eine Herausforderung.
»
Ich bin als älteste von fünf Geschwistern in ziemlich beengten Verhältnissen groß geworden«, erzählt Susanne Bornholdt. Die Musik war immer ihre Leidenschaft und auf Wunsch der Eltern begann sie mit sieben Jahren, Klavier zu spielen. In der Wohnung gab es wenig Raum und es fand sich nur Platz für ein Spinett. Erst mit einem Umzug kam ein Klavier ins Haus. »Ich habe gelernt, in kurzer Zeit effektiv zu üben«, so die talentierte Musikerin. Musik hat in ihrer Familie immer eine Rolle gespielt. »Mein Großvater war Laienorganist und hat es gerne gesehen, wenn Hausmusik gemacht wurde«, erinnert sie sich. Ihre Familie ist christlich geprägt und Kirche immer ein Thema. Ihr Vater, von Beruf Elektromaschinenbauer, war Küster und Friedhofswart und ihre Mutter, eine Lehrerin, war Mitglied im Kirchenchor.
Als die Mauer fiel, war Susanne Bornholdt 13 Jahre alt und ihr bot sich die Chance, Orgelunterricht zu nehmen. So begann die Orientierung hin zur Kirchenmusik. Nach dem Abitur in Leipzig studierte sie Kirchenmusik. Zunächst in Leipzig, dann führte sie der Weg nach Amsterdam und schließlich nach Hamburg, wo sie ihr Diplom in Kirchenmusik und das Orgeldiplom abgelegt hat.
»
In Hamburg habe ich neben dem Studium gearbeitet«, erzählt sie. Stationen waren die Kirchengemeinde Dulsberg, in der sie als Organistin und Chorleiterin beschäftigt war und die Gemeinde Blankenese, in der sie ebenfalls einen Chor leitete. Nach zwei Jahren als Assistentin des hauptamtlichen Organisten in St. Petri und weiteren vier Assistenzjahren in St. Jacobi war Aumühle die nächste Station.
»Hier habe ich 2005 meine erste feste Stelle als Kirchenmusikerin angetreten«, erzählt sie. Kurz nach Dienstantritt wurde Susanne Bornholdt zum ersten mal Mutter. Inzwischen sind die Bornholdts stolze Eltern von Hans-Georg (14), Andreas (12), Matthias (10) und Nesthäkchen Jan (7). Zum Haushalt gehören außerdem diverse Tiere: Im großen Gartenteich schwimmen Kois und Goldfische, die Kinder haben Meerschweinchen und Susanne Bornholdt freut sich über ihre 14 Wellensittiche: »Mein Leben ist vielseitig und farbig.« Als sie die Kirchenmusik von ihrem Vorgänger Friedemann Schiebe – den ihre Söhne sich als Ersatzopa auserkoren haben – übernahm, hat sie vieles zunächst beim Alten gelassen. »Ich habe in Aumühle viel Offenheit erlebt«, erinnert sie sich. Mit der Zeit sind viele Dinge gewachsen. Dazu gehört zum Beispiel der Singkreis, der als reiner Frauenchor Sängerinnen aus Aumühle, Wohltorf, Reinbek, Brunstorf, Wentorf, Dassendorf und Schwarzenbek vereint. Musik verbindet!
Susanne Bornholdts liebste Komponisten sind Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz. »Das ist Musik, die zu Herzen geht«, empfindet sie. »Am liebsten mag ich die Barockmusik, damit bin ich vertraut und fühle mich sicher.« Allerdings bedarf die barocke Sprachfülle viel Erklärung und braucht einen guten Übersetzer. Das liegt ihr.
Seit Ende März bietet Susanne Bornholdt immer mittwochs für rund zehn Minuten ihren Podcast »Hör’ mal« an, der über soundcloud.com/kirche-aumuehle abgerufen werden kann. Die Lieder dafür sucht sie selbst aus und liefert dazu Informationen zu Text, Autor und Kontext. »Der Podcast ist ein Format, dass ich Corona verdanke«, erklärt Aumühles Kirchenmusikerin. Zusammen mit ihrer Freundin Dr. Susan Müller-Wusterwitz hatte sie die Idee, kurze Gottesdienste als Podcast zu senden, als die Kirche geschlossen werden musste.
Bei vier Söhnen laufen im Hause Bornholdt die Radiocharts rauf und runter. »Ich selbst höre tagsüber kaum Musik«, so die Mutter. Wenn sie sich um die Kirchenmusik kümmert, nutzt sie ihr Musikzimmer, in dem neben dem Flügel ein Cembalo steht. Dazu gesellen sich Flöten, Cello, Kontrabass und Saxophon, die von den Söhnen gespielt werden. »Kreative Arbeit braucht kreative Räume«, weiß sie.
Entspannung findet Aumühles Kantorin bei Spaziergängen. »In Bewegung komme ich auf gute Ideen«, sagt sie. Auf der Liste der Hobbys stehen außerdem Gartenarbeit, Handarbeiten und Gesellschaftsspiele. Ihre Söhne sind alle begeisterte Handballer und Vater und Söhne teilen die Leidenschaft für Fußball. »Meine Aufgabe ist es dann, für die Schnittchen zu sorgen«, sagt Susanne Bornholdt mit einem Augenzwinkern.