Menschen bei uns
»Vertrauen aufbauen ist das A und O.«
, von Imke Kuhlmann
Reinbek – Anja und Sönke Rieck haben sich verliebt. Zuerst in die Jugendarbeit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Reinbek, dann ineinander. Bei Sönke Rieck sprang der Funke vor 34 Jahren über. Mit 14 Jahren entdeckte er sein Interesse am Ehrenamt bei dem Wohlfahrtsverband. »Ein Freund hatte mich zu einer Veranstaltung mitgenommen. Als junger Mensch lockten mich die Gruppenfahrten, mal ein Wochenende ohne Eltern unterwegs sein«, sagt der stellvertretende Ortsvorsitzende. Auch seine Frau Anja ist vor 25 Jahren durch eine Freundin zum DRK gekommen. »Mir hat es sofort gefallen«, sagt die 38-jährige, die im Vorstand des Ortsvereins sitzt. Damals war Sönke Rieck ihr Ausbilder. Zehn Jahre später waren sie ein Paar. Ihr Engagement für die Jugendarbeit ist ungebrochen, weil sie gern das, was sie selber erlebt haben, weitergeben möchten.
Beiden geht es bei weitem nicht nur um die Erste Hilfe, die junge Menschen lernen sollen. »Wir möchten die Kinder auf dem Weg zum Erwachsensein begleiten«, so der Leiter der Jugendgruppe. Und das scheint zu gelingen. »Wenn es mal Frust in der Schule gibt sind wir meist die ersten, denen die Schüler es erzählen«, ergänzt Anja Rieck. Und neben dem großen Vertrauen, dass sie über die Jahre aufgebaut haben, ist es ihnen ebenso wichtig, über gefährliche Verlockungen des Lebens auf eine andere Art und Weise aufzuklären. Mit einem Cocktailkurs (alkoholfrei natürlich) wurde das Thema Sucht bearbeitet. Bei mehreren Projekten gibt es hier eine enge Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring in Bad Oldesloe. So auch bei dem Thema Medien. Was gebe ich der Öffentlichkeit preis, was lieber nicht – ist eine der zentralen Fragen für junge Leute, die oft zu leichtfertig mit privaten Informationen umgehen.
15 Kinder und Jugendliche engagieren sich zur Zeit beim JRK (Jugendrotkreuz) in Reinbek. Eine Kindergruppe mit sieben Sechs- bis Neunjährigen und eine Jugendgruppe mit jungen Leuten zwischen 15 und 16 Jahren ist zur Zeit aktiv. Anja Rieck war es, die die Gruppe der älteren anheuerte. Vor acht Jahren machte sie in der Grundschule Neuschönningstedt Werbung für die Jugendarbeit. »Am nächsten Tag standen gleich sechs Kinder vor der Tür«, erinnert sie sich. Dass viele heute noch dabei sind, liegt an der persönlichen Bindung, die sie zu den Jugendlichen haben, zwei von ihnen sind Sarah Nielson (16) und Shanaya Pettak (15). »Das Schönste hier ist die Zusammenarbeit in der Gruppe und mit den Gruppenleitern«, sagt Shanaya. »Wir kennen uns alle schon so lange«, ergänzt Sarah. Teamgeist wird in der Gruppe groß geschrieben. »Wir möchten den Kindern soziale Kompetenzen mit auf den Weg geben und ihre Selbstständigkeit fördern«, so Anja Rieck.
Im Zentrum der ehrenamtlichen Aufgabe der Jugendlichen steht die Erste Hilfe. »Sie haben alle einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, der alle zwei Jahre aufgefrischt wird«, berichtet Anja Rieck. Das Gelernte wird immer wieder erweitert und vertieft. So kürzlich an einem Wochenende, das die Gruppe gemeinsam mit Ehepaar Rieck am Lütjensee verbrachte. »Wir simulieren Notfälle möglichst realitätsnah. Einige Jugendliche haben sich Wunden schminken lassen und sich wie Verletzte verhalten«, erzählt Sönke Rieck, der ebenso Ausbilder für reale Notfalldarstellung ist. Eine Disziplin, die hilft, simulierte Notfälle zu üben.
»Wenn ich die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen sehe, weiß ich wofür ich es tue«, sagt Anja Rieck. Auf ihren sieben Jahre alten Sohn Matz hat sich die Begeisterung der beiden schon übertragen. Er ist in der Gruppe der Kleinen, der Kuschelbärenbande, dabei.
Sarah und Shanaya konnten das Gelernte bereits in der Schule einsetzen. »Bei einer Veranstaltung ist ein Mädchen vom Stuhl gekippt, weil sie ohnmächtig wurde, wir sind sofort zur Hilfe geeilt«, erinnern sie. Für beide war es nicht nur ein gutes Gefühl, helfen zu können, es war für sie eine Selbstverständlichkeit. Sarah ist beruflich für den medizinischen Bereich auf den Geschmack gekommen. Nach einem enttäuschenden Praktikum in einem anderen Bereich beginnt sie in diesem Jahr voller Überzeugung eine Ausbildung als PTA (Pharmazeutisch technische Assistentin). Anja Rieck hat sie in der Entscheidungsphase unterstützt.
Besonders am Herzen liegt den Riecks noch das Projekt »Teddy braucht Hilfe«. Eine Initiative, die sie mit den Jugendlichen realisieren. Ziel ist es Kindergarten- und Grundschulkindern näher zu bringen, wie sie im Notfall reagieren können. »Die Notrufnummer zu kennen oder sogar wählen zu können, kann nicht früh genug erlernt werden«, so Sönke Rieck.
Von ihrem Engagement können die Riecks nicht genug bekommen. Daher freuen sie sich nach wie vor, wenn neue begeisterte Kinder dazustoßen. »Für eine neue Altersgruppe müssten jedoch genug Kinder zusammenkommen«, erklärt Anja Rieck. Die Leitung können dann schon die Jugendlichen übernehmen. So wie Shanaya, die mit drei anderen bereits die Kuschelbärenbande betreut. Dafür hat sie sogar den Jugendgruppenleiterschein gemacht.