Menschen bei uns
»Hart in der Sache, weich im Ton«
, von Christa Möller
Matthias Schmidtke identifiziert sich mit seinem Gymnasium, an dem er seit 14 Jahren unterrichtet. Bald nachdem er als Studienrat nach Wentorf kam, übernahm der Technik affine 42-Jährige im IT-Bereich Verantwortung. »Dann fragte mich der damalige Oberstufenleiter Jan Andersen, ob ich eine Assistenz bestreiten möchte.« Als sein Vorgänger im Amt dann weitere Aufgaben übernahm, habe er mehr Unterstützung benötigt und Matthias Schmidtke bewarb sich als Koordinator für den pädagogischen Bereich und schließlich als Oberstufenkoordinator, nachdem Jan Andersen stellvertretender Schulleiter wurde. Eine seiner Aufgaben als Oberstufenleiter war, den Doppeljahrgang mit G8 und G9 zu organisieren, der parallel ins Abitur geführt wurde.
Als Schulleiter Jan Andersen schließlich in Ruhestand ging, gab es zunächst keine Bewerber von außen für die Stelle und so bewarb sich Matthias Schmidtke, wobei der gebürtige Perleberger viel Unterstützung von Kollegen erlebt habe. »Es gab schon immer eine teamorientierte Zusammenarbeit in der Schulleitung«, weiß der Pädagoge und betont mit Blick auf seinen Werdegang, er habe sich diese Aufgaben nicht gesucht. »Ich bin selber etwas erschrocken, wenn ich zurückschaue. An den Aufgaben, die man bekommt, kann man durchaus wachsen und lernen«, ist seine Erfahrung. Und der Blick aufs Ganze sei von Bedeutung. Die vielen guten Beziehungen, die er geknüpft habe, seien auf einmal ganz wichtig. »Man ist in der Situation, dass man vieles in Balance halten muss – aber auch kann.«
Am Gymnasium Wentorf unterrichten 83 Lehrer etwa 1.515 Schüler, das sei in der Größe fast mit einem mittelständischen Unternehmen vergleichbar. Die Schule sei über Jahre gewachsen, jährlich seien mindestens drei, vier Lehrkräfte dazugekommen. »Es gibt eine sehr gute Durchmischung im Kollegium. Wir haben hier einen wirklich guten Zusammenhalt.« Es gelte, mit den Kollegen eine Arbeitszufriedenheit zu erreichen, die motiviere. »Dazu muss man Verantwortung abgeben und Freiräume eröffnen, in denen Menschen Schule gestalten können.« Dabei denkt er an die Kollegen und an die Schüler. So verweist er auf eine Schülerin, die eine Poetry Slam-Arbeitsgemeinschaft selbst organisieren wollte. Sie hatte Erfolg: »Inzwischen haben mehrere Poetry Slams stattgefunden.
Nach Hamburg zog er mit seiner Familie der Arbeit wegen, aber auch, weil hier die medizinische Versorgung für die Tochter gewährleistet ist. Sie sitzt im Rollstuhl und musste sich bereits zahlreichen Operationen unterziehen. Die Familie sei für ihn eine Kraftquelle: »Der Zusammenhalt ist etwas, das mich erdet.«
Seit 2012 lebt Familie Schmidtke in Wentorf. Die 16-jährige Tochter macht eine Ausbildung, der 13-jährige Sohn besucht das Gymnasium. Matthias Schmidtke ist damals in der DDR das Abitur versagt geblieben, da seine Eltern »christlich orientiert und nicht in die Massenorganisation eingetreten sind.« Dann kam die politische Wende und der Weg aufs Gymnasium in Wittenberge war frei. Nach dem Abitur studierte er in Potsdam und sammelte dort seine ersten Erfahrungen als Lehrer. Damals sind nur drei seiner Mitabiturienten in der Heimat geblieben, aber viele seiner Schulfreundschaften haben immer noch Bestand.
Mit Bevormundung könne er schwer umgehen, erzählt Matthias Schmidtke, der Wert auf demokratische Prozesse legt. »Das Leben gegen viele Widerstände zu leben wie Wolf Biermann, seine Meinung äußern unter Inkaufnahme sämtlicher Nachteile, das hat mich massiv beeinflusst.«
Seine Fächer Wirtschaft, Politik und Sport ergänzen sich gut, er schätzt sie auch als geistige und körperliche Herausforderung. Es sei hilfreich, »wenn man bestimmte Dinge im Sportunterricht mitmacht.« Mit einigen Kollegen hat er in Ratzeburg für den Unterricht an der Kletterwand in der Sporthalle der Schule den Kletterschein gemacht. Auch die alpine Kletterei würde mich reizen«, verrät der vielfältig interessierte Sportfan, der in der Freizeit in einer Mixed-Mannschaft Volleyball spielt. Nach dem Sport sei er »glücklich erschöpft«. Gerade hat er einen Tandem-Fallschirmsprung absolviert, ein lang gehegter Wunsch, trotzdem es Überwindung gekostet habe, aus viertausend Metern Höhe aus einem Flugzeug zu springen.
Den Urlaub verbringt Familie Schmidtke gern im Süden, oft schon in Kroatien und in diesem Jahr in Portugal.
Als Schulleiter freut ihn, dass er »viele Dinge nachhaltig beeinflussen kann.« Gerade wird das Konzept Moderner Klassenraum umgesetzt, das er im IT-Bereich mit erarbeitet hat. Seine Begeisterung für Technik helfe auch in der Beurteilung mancher Entwicklung in der Schule, und auch seiner Familie komme sein Spaß an der Technik zugute, beispielsweise im Bereich der Automatisierung im eigenen Haus, Stichwort »Smart Home«. »Man muss sich bewusst machen, wie man verantwortlich damit umgeht«, sagt er mit Blick auf Medien und Netzwerke.
»Ich sehe mich als Teamplayer und möchte die Schule im bevorstehenden Umwälzungsprozess der Oberstufe gestalten«, sagt Matthias Schmidtke. Wichtig ist ihm, dass die Schule noch mehr Teil des Ortslebens wird, sich an verschiedenen Veranstaltungen beteiligt. Wenn er etwas durchsetzen möchte, ist für ihn die Lebensphilosophie eines ehemaligen Förderers hilfreich: »Hart in der Sache, weich im Ton.« Wo sieht er sich in zehn Jahren? »Im gleichen Büro wie heute.«