Menschen bei uns
»Eine Gesellschaft kann nur existieren, wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt.«
, von Christa Möller
Sein Sport ist eher selten im Norden: Karsten Hofmann ist Verbandspräsident und auch Leiter der Fachsparte Moderner Fünfkampf im Kreis Herzogtum Lauenburg. Der SC Wentorf ist der einzige Verein in Schleswig-Holstein, der diese Sportart anbietet. Da wundert es wenig, dass es mit rund 50 Mitgliedern der kleinste Fachverband im Landessportverband Schleswig-Holstein ist. Deutschlandweit, wo insgesamt rund 120.000 Fünfkämpfer aktiv sind, stehen die Wentorfer an sechster Stelle. In Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es gar keinen Verband für Modernen Fünfkampf. 1982 hat Klaus Köpke den Modernen Fünfkampf in Wentorf etabliert, wo heute 35 junge Sportler aus Wentorf, Reinbek, Börnsen, Schwarzenbek und Hamburg im Alter von zehn bis 18 Jahren trainieren.
Karsten Hofmann hat Schwimmen, Tischtennis und Turnen ausprobiert, bevor er mit 15 durch einen Schulfreund zum Modernen Fünfkampf kam – relativ spät, wie er weiß: »Das ideale Einstiegsalter liegt zwischen zehn und zwölf Jahren.« Seine Fünfkampf-Laufbahn endete recht schnell, aufgrund von Knieproblemen musste er den Sport mit 18 Jahren aufgeben. »Seitdem bin ich Trainer«, erzählt der 48-Jährige, der dann die Übungsleiterausbildung gemacht hat. Nach dem Abitur studierte der gebürtige Reinbeker in Lübeck Elektrotechnik. Er ist Geschäftsführer einer Firma, die sich mit Automatisierungstechnik befasst. »Wir konzipieren Steuerungen für die Industrie, die wir auch einbauen«, erläutert er das Arbeitsgebiet. Den idealen Ausgleich zum Job bietet ihm der Sport, auch wenn er ihn aus zeitlichen Gründen »nur« als Trainer betreibt, obwohl die Knieprobleme behoben sind. »Man braucht Kraft und Ausdauer für den Sport«, sagt er, »und eine gute Auffassungsgabe, um die doch sehr unterschiedlichen Disziplinen umsetzen zu können.« Der moderne Fünfkampf fordere den kompletten Athleten und umfasse neben Fechten die Disziplinen Schwimmen, Schießen, Laufen und Reiten.
Schwimmen und Laufen seien organische Disziplinen, Fechten und Schießen technische. Einfühlungsvermögen sei beim Reiten gefragt. Aufgrund dieser großen Vielfalt sei eine Breite an Sportlern vonnöten, die diesen Sport auch auf Wettkampf-Ebene ausüben können. »Der eine kann Schwimmen und Laufen, der andere trifft beim Schießen besser und der nächste hat beim Fechten das richtige Gefühl. Durch die vielen Trainingseinheiten entwickelt sich ein gutes Gruppengefühl. Moderne Fünfkämpfer bilden eine kleine eingeschworene Gemeinschaft, da hilft jeder jedem«, beschreibt er die Atmosphäre auch bei Wettkämpfen. »Es ist für mich toll zu sehen, wie sich die Jugendlichen entwickeln«, stellt Hofmann mit Blick sowohl auf die sportliche als auch auf die persönliche Entwicklung seiner Schützlinge fest. Im Laufe der Zeit schafften schon einige Wentorfer Fünfkämpfer den Aufstieg in die Nationalmannschaft, das motiviert auch ihre Mitstreiter. Aus zeitlichen Gründen beenden die jungen Fünfkämpfer ihren sportlichen Einsatz allerdings häufig mit Beginn von Ausbildung oder Studium. Hofmann hofft, dass sich das zukünftig ändert und mehr Jugendliche den Übungsleiterschein machen. Dann könnte Moderner Fünfkampf auch im Rahmen einer Schul-AG angeboten werden. Ehrenamtlicher Einsatz sei wichtig.
»Eine Gesellschaft kann nur existieren, wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt. Wir können uns nicht beschweren, dass aus den Kindern nichts wird. Man muss auch etwas dafür tun.« Ein Großteil sei Aufgabe der Eltern – »aber nicht alles«, verweist Hofmann auf ehrenamtliches Engagement im Sport: »Das ist etwas, das unsere Gesellschaft braucht und das sie stark macht.« Hofmanns Mitstreiter kommen übrigens alle vom SC Wentorf.
Sowohl im sportlichen als auch im beruflichen Bereich habe er immer auf die Unterstützung seiner Familie zählen können, sagt Karsten Hofmann. Dafür ist er seinen Eltern sehr dankbar. Bei seinen Sportkollegen schätzt er, dass sie füreinander einstehen und sich respektieren.
Der Sport hat sein Leben in vielfältiger Weise geprägt. »Das Reden vor Gruppen lernt man als Trainer. Und es ist deutlich schwieriger, Jugendlichen etwas zu erklären, sie zu motivieren und zu beeindrucken als die Mitarbeiter«, wie der Unternehmer erfahren hat, der sportliche Aspekte sehr häufig ins Berufsleben übertragen kann. »Meine Tätigkeit als Trainer hilft mir im beruflichen Alltag«, erklärt der Vater eines 16-jährigen Sohnes, der ebenfalls begeisterter Fünfkämpfer ist, er besucht eine Sportschule in Berlin.
Karsten Hofmann sagt: »Ich bin ein positiver Mensch. Für mich ist das Glas immer halb voll und nicht halb leer. Ich hasse das Wort Stress und sage lieber, ich bin gut beschäftigt. Stress entsteht, wenn ich unorganisiert bin.« Es gebe für ihn Herausforderungen, aber keine Probleme. So versuche er, mit Leuten, die etwas von ihm wollen, Termine zu vereinbaren, die beide Seiten akzeptieren könnten.
Seine Freizeit verbringt Karsten Hofmann gern bei der Arbeit in seinem großen Garten. Nach einem Tag im Büro könne er beim Rasenmähen gut abschalten. Mit seiner Frau reist er außerdem gern zum Wandern in die Berge, »um einfach Ruhe zu haben und von der Arbeit ein bisschen zu entspannen.« Gemeinsame Reiseziele waren neben Südtirol beispielsweise auch schon Madeira, Norwegen und Neuseeland.